Meine 5 schrecklichsten Reisemomente und wie ich sie überlebt habe

 

Es ist nicht immer alles Gold was glänzt, das gilt auch für hochpolierte Instagram-Bilder von den Traumzielen dieser Welt. Die täuschen nämlich gerne darüber hinweg, dass auch auf Reisen manchmal unangenehme Dinge passieren. Hier sind meine Top 5 der Situationen, auf die ich gut und gerne hätte verzichten können.

1. Der Feind auf meiner Zahnbürste

Schon auf meiner Fahrt hierher hatte mir jemand von dieser Unterkunft erzählt. Ein Hotel auf meterhohen Stelzen, mit atemberaubenden Blick auf die laotische Landschaft. Wie berauscht liege ich stundenlang auf meinem Liegestuhl auf dem Balkon. Nachdem die Sonne untergegangen war möchte ich mich fertig machen zum Abendessen. In einem Zustand völliger Tiefenentspannung öffne ich die Badezimmer Tür– und knalle sie sofort wieder zu.

OMG!!! Meine Hände zittern und ich kann mich nur schwer zwingen, die Tür wieder auf zu machen.

Denn auf meiner elektrischen Zahnbürste, die ich neben das Waschbecken gestellt hatte, sitzt eine riesige schwarze Kakerlake. Ihr Körper bedeckt meine halbe Zahnbürste. Ihre Augen schauen mich geradezu herausfordernd an, als ich mich ihr langsam nähere. Jaja, ich liebe alleine reisen, aber in diesem Moment gerade nicht.

Unter größter Überwindung zwinge ich mich, die Zahnbürste so vorsichtig wie möglich hoch zu nehmen und mich Richtung Tür zu bewegen. Ich versuche, sie abzuschütteln, aber sie hat anscheinend keine Lust, ihren gemütlichen Platz zu verlassen. Vielleicht helfen am Ende meine spitzen Schreie und sie fällt auf den Boden.

Als wäre das nicht genug, entdecke ich nach meinem Abendessen zurück im Zimmer eine weitere Kakerlake, die in einer Ecke genüsslich ein paar Kekskrümel mampft. Noch eine hinaus zu bugsieren verkrafte ich nicht. Ich springe unter mein Gott sei Dank vorhandenes Moskitonetz und versuche, sie zu ignorieren. Das funktioniert so mittelmäßig. Am nächsten Tag checke ich aus.

2. Die nackte Kanone

„Außer uns beiden und dem älteren Typ ist heute übrigens niemand mehr im Dorm.“ „Ach cool!“ Meine Reisefreundin Gaby und ich freuen uns. Wenn der Rest der Meute aus dem 12-Bett-Dorm ausgecheckt hat, dann verspricht das eine ruhige Nacht zu werden. Wir sind nach einem langen Tag in Kapstadt auf dem Weg zurück ins Hostel und ziemlich müde.

Nichtsahnend öffne ich die Tür zum Dorm und mache vor Schreck einen Schritt zurück, sodass Gaby in mich rein läuft und doch wieder Richtung Zimmer schubst. Der Anblick, der sich uns hier bietet, ist irgendwie surreal.

Wie ein aufgeschrecktes Huhn springt unser etwas betagter Mitbewohner splitterfaser nackt quer durchs Zimmer, erst in die Mitte des Raumes, wo er irgendetwas aufhebt, dann mit einem Hechtsprung zurück in sein Bett. Ein Bild, was sich in mein Gehirn einbrennt, um für immer dort zu bleiben.

Was er genau gemacht hat, und was genau wir da nicht sehen sollten, ist unklar. Ich vermute, es hat etwas mit einer Kamera zu tun. Er hat keine Lust sich zu erklären, sondern fragt nur vorwurfsvoll “Wieso seid ihr denn schon so früh wieder zurück??”

Später hängt er sein komplettes Bett mit Decken zu, sodass noch unklarer ist was er tut, aber wir wollen es auch gar nicht wissen. Gegen die komischen Geräusche, die unter dem provisorischen Zelt hervor kommen, machen wir beide unsere Kopfhörer rein und drehen die Musik so laut wie möglich. Es hilft ein bisschen, aber ein komisches Gefühl bleibt.

3. Der Wunsch nach Regen in der Wüste

Ich schaue mich unauffällig um. Meine Hoffnung ist vergebens. Wie soll in der Wüste auch magischerweise auf einmal ein großer Fels oder ein Gebüsch erscheinen. Ich befinde mich auf einem Ausflug in die iranische Wüste. Mein Magen befindet sich auf einem Höllentrip. Irgendein Keim hat ihm in den letzten Tagen nicht gepasst, sodass er keine Rücksicht darauf nimmt, dass ich mich an einem der wohl denkbar ungünstigsten Orte für unkontrollierten Durchfall befinde.

Weder kann ich mich irgendwo in Ruhe zurückziehen und hin hocken. Der Sand hier ist teilweise auch ziemlich fest. Sodass ich hinterher auch nichts zudecken kann. Mir blieb daher nichts anderes übrig, als inständig auf Regen zu hoffen. Im Sinne aller, die hier in den nächsten Tagen vorbeikommen.

Zumindest soweit ich das in den darauffolgenden Tagen mitbekommen habe, war die Hoffnung vergebens.

Schön, die Wüste, aber nicht wenn man Durchfall hat.

4. Die Todesfähre

Wasser war noch nie meins. Die einzige Prüfung, durch die ich in meinem Leben jemals durchgerasselt bin, ist das Seepferdchen. Ich habe ein Mal versucht, diese Angst zu besiegen, und einen Tauchkurs gemacht. Das Ende vom Lied war, dass ich mit einer Panikattacke wieder zurück an Land gebracht werden musste.

Boote benutze ich schon, aber nur, wenn es sich nicht vermeiden lässt. Zum Beispiel, wenn die Reisekasse zu knapp ist, um von der Insel Langkawi in Malaysia nach Koh Samui zu fliegen und ich mich daher für die 24h – Version mit diversen Bussen und der Nachtfähre entscheiden muss. Nach 15 Stunden Busfahrt komme ich zu später Stunde im Fährhafen in Surat Thani an.

Am Dock liegt ein Holzkahn, der mit dem, was man sich gemeinhin unter einer Fähre vorstellt, so viel zu tun hat wie meine Oma mit Snapchat. Meine kurz aufflackernde Hoffnung, es könnte sich um ein Ausstellungsstück für ein Hafen-Freilichtmuseum handeln, bewahrheitet sich leider nicht. Mein Boot nach Koh Samui ist ein alter, ein sehr alter Holzkahn. Er hatte seine besten Zeiten entweder vor 100 Jahren oder noch nie.

Ich gehe zögernd hin. Er liegt so tief im Wasser, dass ich erstmal einen unbeholfenen Sprung nach unten machen muss, um ihn zu betreten. Ich lande im Laderaum, in dem ein paar Matten liegen. Drumherum machen sich Hafenarbeiter daran, Kisten und Paletten zu stapeln.

Meine Panikattacke gleicht der, die ich beim tauchen hatte. Ich erinnere mich an Berichte, die ich über Fährunglücke in Südostasien gelesen habe. Ich überlege, kehrt zu machen.

Nach ein paarmal tief durchatmen checke ich den Wetterbericht. Wenn auch nur ein Windhauch vorhergesagt ist, fahre ich mit dieser Nussschale nirgendwo hin. Die Wettervorhersage passt, immerhin.

Wäre es nicht mitten in der Nacht und somit schwierig, mir auf die Schnelle eine Unterkunft zu suchen, ich wäre trotzdem nicht mitgefahren. Ich klettere auf die höchsten Berge, aber Wasser macht mir Angst.

Am Ende schlafe ich in dieser Nacht nicht viel, auch weil der Motor direkt neben meinem Kopf röhrt. Aber die Paletten um das Lager herum sind nicht auf mich gefallen und ich bin auch nicht ertrunken. Für den Rückweg buche ich mir dennoch einen Flug.

Der Lade- und gleichzeitig Schlafraum der Fähre nach Koh Samui.

5. Pete

Eigentlich liebe ich es, gemeinsam mit anderen Alleinreisenden ein paar Tage oder länger unterwegs zu sein. Neben der Gesellschaft, aus der oft Freundschaften entstehen, ist das super entspannt. Wenn man den Tag zusammen verbringen möchte, weil man dieselben Interessen hat, dann macht man das, aber wenn einer etwas anderes machen möchte, dann macht eben jeder sein Ding.

Doch dann kam Pete. Und ich wurde ihn nicht mehr los. Er hat dauernd geredet. Ich dachte ich rede viel, aber nein, im Vergleich zu ihm habe ich ein Schweigegelübde abgelegt.

Irgendwann wurde es so viel, dass ich auf einer Wanderung den Berg geradezu hoch gerannt bin, um ihn irgendwie aus der Puste zu bringen. Genützt hat es nichts. Er lief ebenfalls schneller und laberte noch mehr. Er hat die ganze Landschaft weg gequatscht. Mir war es verwehrt, die schönsten Aussichten auf Kirgistan mal mit einem Moment Ruhe zu genießen. Ohne das mir jemand zum wiederholten Male erzählt, dass sein Lieblingstier der Bieber ist, wie sein Cousin 3. Grades heißt und dass seine Tante die beste Erdbeermarmelade kocht.

Was mich an ihm außerdem zur Weißglut gebracht hat: er hat sich um nichts gekümmert, nichts organisiert und selbst keinen Plan gehabt. Er ist mir 5 Tage lang hinterher gelaufen wie ein kleiner Hund. Ein sprechender kleiner Hund.

Wahrscheinlich würde ich es heute anders machen, aber ich habe mich nicht getraut ihm direkt zu sagen, dass ich ohne ihn weiterziehen möchte. Ich fing stattdessen an, ständig in letzter Minute meine Pläne zu ändern. Dieses Spiel habe ich so lange getrieben, bis es irgendwann zu kurzfristig für ihn war, seinen eigenen Plan auch noch zu ändern. Der im Übrigen auch ursprünglich mein Plan war.

Als ich ihn los war, bin ich erstmal alleine zu einer sehr einsamen Wanderung aufgebrochen und habe den restlichen Tag mit keiner Menschenseele mehr gesprochen. Es war wie Urlaub.


Ich freue mich, wenn dir mein Artikel gefallen hat. Hast du auch schon unangenehme Situationen auf Reisen erlebt? Dann hinterlasse gerne einen Kommentar mit deiner Geschichte. Wenn du magst, folge mir auf:

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Servus, ich bin Annika. Auf der Suche nach den traumhaftesten Sonnenuntergängen und Gipfeln mit den atemberaubendsten Aussichten reise ich durch die Welt. Besonders angetan haben es mir außergewöhnliche Länder. Über die Abenteuer, die ich in diesen als alleinreisende Frau erlebe, berichte ich euch hier. 

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