Wenn die Bewohner Bischkeks der drückenden Hitze ihrer Stadt im Sommer entfliehen wollen, dann fahren sie in den 40 Kilometer entfernten Ala-Archa Nationalpark. Direkt vor den Toren der Stadt macht sich Kirgistan daran, seine Besucher von seiner Schönheit zu überzeugen. Wie überall in Kirgistan kann man auch hier zu längeren Trekking-Touren starten, aber die Gegend ist ebenso perfekt für einen Tagesausflug.
Mich hat an Kirgistan vor allem die Vielfältigkeit der (Berg)Landschaft fasziniert, und so ist auch der Ala-Archa Nationalpark ganz anders als der Rest des Landes.
Mit der Mashrutka 265 zum Ala-Archa
Wer kein eigenes Auto hat und eine Wanderung im Ala-Archa Nationalpark machen möchte, kann mit der Mashrutka 265 fahren. Die Bushaltestelle ist etwas versteckt. Von der Chuy Avenue biegt man Richtung Süden auf die Beyshenalieva Street ab, wo sich die große Bushaltestelle befindet. An dieser läuft man vorbei bis zur nächsten Ampel, wo man links abbiegt.
Hier fährt die Mashrutka 265 nach Kashka-Suu. Der Ort liegt etwas vor dem Ala-Archa Nationalpark, der Fahrer bietet mir allerdings von sich aus an, mich bis zum ersten Gate des Nationalparks zu fahren. Dafür bezahle ich insgesamt 150 SOM (ca. 1,80€). Um 8 Uhr morgens muss ich nur ein kleines bisschen warten, bis die Mashrutka abfährt. Als wir losfahren wartet hinter uns schon die nächste, sie scheinen also regelmäßig zu verkehren.
Bei Ankunft am ersten Gate bezahle ich 80 SOM (ca. 1€) Eintritt. Von hier sind es 10km zum zweiten Gate. Wer nur einen Tag Zeit hat, muss trampen. Was völlig problemlos funktioniert, schon nach 5 Minuten hält direkt das erste Auto. Drei super nette Kletterer nehmen mich kostenlos mit.
Zum Ak-Saj-Wasserfall
Am zweiten Eingang muss man sich für eine Wanderung im Ala-Archa Nationalpark entscheiden. Ich möchte zum Ak-Saj-Wasserfall und von dort weiter zum Ak-Saj-Gletscher bzw. zur Ratsek-Hütte. Die Wanderung zum Wasserfall ist entspannt, die komplette Strecke hoch zum Gletscher ist etwas anspruchsvoller und nimmt den ganzen Tag in Anspruch.
Es geht zunächst durch ein Wäldchen steil nach oben, dann wird die Landschaft offener. Rechterhand schaut man in ein Fjord-artiges Tal, in welches die Berge geradezu hinzustürzen scheinen.
Ich laufe jetzt sanft ansteigend über wunderschön blühende Bergwiesen, in deren Hintergrund sich zackenartig die Gipfel erheben. Der Weg ist klar, verlaufen kann man sich hier nicht. Auch alleine hier zu wandern ist kein Problem, es sind genügend andere Wanderer unterwegs. Zudem gibt es auf der ganzen Strecke, auch oben am Gletscher, immer wieder die Möglichkeit, Wasser aufzufüllen.
Zum Ak-Saj-Gletscher
Der Wasserfall lädt zu einer Rast ein. Ein paar Camper haben hier ihre Zelte aufgeschlagen. Hinter dem Wasserfall erhebt sich die Schlucht, durch die es hinauf zum Gletscher geht. Zuerst geht es auf einem Pfad weiter nach oben, doch bald wird dieser von Felsen abgelöst. Über diese muss man klettern und teilweise auch die Hände zur Hilfe nehmen. Ein etwas anspruchsvolleres Trekking für Geübte.
Zur Ratsek-Hütte
Die Kraxelei hier sollte nur auf sich nehmen, wer trittsicher und schwindelfrei ist. Ein bisschen Kondition schadet auch nicht. Irgendwann rinnt mir der Schweiß nur so übers Gesicht und ich fluche innerlich. Aber aufgeben kommt nicht in Frage. Ich will zum Gletscher. Irgendwann ist die Strapaze geschafft und die kleine Ratsek-Hütte taucht zwischen den Felsbrocken auf. Zahlreiche Kletterer haben hier ihre Zelte aufgeschlagen.
Unten bin ich in Shorts und T-Shirt gestartet, hier oben auf 3200 Metern ist es frisch und es weht ein kalter Wind. Ich schaue den tapferen Eis-Kletterern am Gletschern einen Moment zu, aber allzu lange halte ich es trotz langer Hose und Daunenjacke nicht aus.
Durch die blühenden Wiesen des Ala-Archa zurück in die Zivilisation
Auf dem Rückweg lässt sich das Naturschauspiel fast noch mehr genießen als auf dem Hinweg. Überall Berge und blühende Wiesen. Ich bin an meinem letzten Tag hier und hätte mir keinen schöneren Abschluss für meine Kirgistan-Reise wünschen können. Ich habe ein großes Stück meines Berg-Herzens an dieses Land verloren.
Rückweg nach Bischkek
Auf dem letzten Kilometer fängt es leider an zu regnen. Da man sich nicht darauf verlassen kann, dass man den Bus zurück am ersten Gate nehmen kann, muss man nach Kashka-Suu trampen. Ich muss ein bisschen länger als auf dem Hinweg die Straße entlang laufen, bis mich jemand mitnimmt. Einige Autos fahren an mir vorbei. Wahrscheinlich bin ich den meisten mittlerweile zu nass. Nach ca. 25 Minuten hält ein junger Kirgise, der bereits 2 amerikanische Wanderinnen aufgesammelt hat, die ebenso nass sind. Er ist total entspannt und sympathisch und nimmt uns kostenlos bis nach Bishkek mit.
Mir wurde vereinzelt gesagt, dass der Ala-Archa Nationalpark nichts Besonderes ist, da der Rest Kirgistans so viel schöner ist. Ich bin nicht der Meinung. Der Tagesausflug dorthin und insbesondere die Wanderung hat sich absolut gelohnt. Ich finde, die Landschaft ist genauso verzaubernd und facettenreich wie in anderen Teilen des Landes, sodass sich eine Trekking-Tour hier absolut lohnt.
Ich freue mich, wenn dir mein Artikel gefallen hat und ich dich zu einem Ausflug nach Ala-Archa inspirieren konnte. Wenn du magst, folge mir auf: