Die Wanderlust und ich – eine Hassliebe mit Happy End

“You will never be completely at home again, because part of your heart always will be elsewhere. That is the price you pay for the richness of loving and knowing people in more than one place.” Miriam Adeney

Besser kann man es eigentlich nicht ausdrücken. Seit ich reise, fühle ich konstant eine innere Unruhe, wenn ich zu Hause bin, eine Sehnsucht, woanders zu sein, die ich nicht abstellen kann.

Die Erinnerungen an meine Reisen sind immer da, und wenn sie mal kurz nicht da sind, dann dauert es nicht lange bis mich eine Situation, ein Lied, ein Geruch, ein Bild oder ein Post auf Facebook an etwas erinnern, was ich auf einer meiner Reisen erlebt habe. Ich liebe diese Erinnerungen, aber ich fühle auch immer einen kleinen Stich in meinem Herzen.

Wieso bin ich hier und nicht dort.

Es gibt so viele Orte, an die ich nochmal fahren möchte. Es gibt noch viel mehr Orte, an denen ich noch nicht war. Die schiere Anzahl an Ländern, die ich noch sehen möchte, erdrückt mich manchmal.

Ich möchte ihre Landschaften sehen, ihre Abenteuer erleben, ihre Menschen kennen und lieben lernen. Die Welt ist einfach viel zu schön und zu groß, um zu Hause zu bleiben.

Das schönste Gefühl der Welt: Irgendwo im Nirgendwo aus einer Propellermaschine aussteigen.

„Ich hau ab, einfach so, lass alles stehn und liegen, mach mich aus dem Staub, einfach so, mein Herz will wieder fliegen.“

Der Song „Ich hau ab“ von Mateo läuft bei mir in der Dauerschleife. Denn genau so fühlt sich das an. Mein Herz ist ständig auf dem Sprung. Ich brauche immer ein neues Ziel. Momondo ist die meistgenutze App auf meinem Handy. Ich checke ständig Flüge in Länder, von denen mir gerade einfällt, dass ich unbedingt hin muss. Wo komme ich wann und wie am günstigsten hin?

Wenn die nächste große Reise noch zu weit entfernt ist, checke ich meinen Kalender nach Feiertagen und langen Wochenenden. Ich habe tausende Reiseberichte über unzählige Länder gelesen. Ich bin mittlerweile auch über Länder sehr gut informiert in denen ich noch nicht war und kann mitreden über Orte, die ich nie gesehen habe.

Wenn der Weg schön ist, lass uns nicht fragen wohin er führt.

Die Wanderlust ist ein Teil von mir geworden, und ich hoffe sie wird es immer bleiben. Aber wäre es nicht einfacher, diesen Drang nicht zu haben?

Als ich nach meiner letzten großen Reise meinen Freundinnen erzählte wie schwer es war, wieder zurück zu kommen, meinte eine von ihnen in einem Versuch, mich zu trösten „Naja, so ist halt das normale Leben.“ Stimmt. Aber wer über Monate jeden Morgen aufgestanden ist und neue Abenteuer erlebt hat, traumhafte Landschaften gesehen hat und Unterhaltungen mit gleichgesinnten Menschen aus aller Welt geführt hat, der fragt sich, wie zum Teufel er nach all dem wieder in das zurückfinden soll, was die meisten hier als das normale Leben bezeichnen.

Wanderlust, in diesen Momenten hasse ich dich.

Was macht das aus einem Menschen?

Wenn man alles hat, eine schöne Wohnung, ein Auto, einen Schrank voll Klamotten und auf einmal feststellt, dass man ohne das alles am glücklichsten ist? Wenn man merkt, mehr als das, was in einen Rucksack passt braucht man nicht?

Es verschiebt schlagartig die Prioritäten. Designerschuhe, teures Makeup und schicke Klamotten sind plötzlich völlig überflüssig. Habe ich früher ohne mit der Wimper zu zucken 100€ für eine Handtasche ausgegeben, denke ich jetzt daran, dass ich vom selben Geld in vielen Ländern 10 Nächte in einem Hostel übernachten könnte und lege das Teil zurück.

An einem paradiesischen Strand wie diesem ganz alleine sein: Unbezahlbar.

Es ist noch nicht allzu lange her, da war ich ein richtiges Luxus Girl. Ich habe Wellness Urlaube in 5* Hotels gemacht und bin zum Shoppen nach New York geflogen. Schon meine erste Backpacker Reise in den Iran hat mir gezeigt, wie unwichtig das ist.

Wie viele Menschen auf der Welt mit so wenig auskommen müssen und trotzdem glücklich sind. Wie privilegiert wir sind, nur deshalb, weil wir zufällig im richtigen Land geboren sind. Der größte Luxus den wir haben ist der, dass wir nie Angst haben müssen, kein Dach über dem Kopf zu haben, dass wir immer etwas zu essen haben und dass kostenlose Bildung für uns selbstverständlich ist.

Reisen in die ärmsten Länder dieser Welt haben mir gezeigt, wie unwichtig vieles ist. Dass das Leben das wertvollste ist, was wir haben.

Ein Spagat zwischen zwei Welten

Ich versuche den Spagat zwischen beiden Welten zu schaffen. Wenn ich zu Hause bin, gehe ich morgens zur Arbeit, danach zum Sport oder treffe mich mit Freunden. Und natürlich bin ich auch hier glücklich. Ich habe hier ein tolles Umfeld. Freunde, die mir unheimlich wichtig sind, eine Familie, die ich über alles liebe.

Aber meine Gedanken sind trotzdem immer auf Weltreise. Sie sind überall da, wo ich schon war, und da, wo ich noch sein will. Sie sind bei den Menschen denen ich begegnet bin und den Eindrücken die sie bei mir hinterlassen haben. Bei den unzähligen Sonnenuntergängen die ich an spektakulären Orten erleben durfte, den Bergen die ich erklommen habe und den unbeschreiblichen Aussichten mit denen ich für meine Anstrengungen belohnt wurde. Bei den Tieren, die ich aus nächster Nähe in ihrer freien Wildbahn gesehen habe. Bei den Menschen, die so wenig haben, und das auch noch mit einer Selbstverständlichkeit die für mich geradezu beschämend war, mit mir geteilt haben.

Und sie sind bei der Frage, wann buche ich meinen nächsten Flug? Wanderlust, ich liebe dich.

Danke Wanderlust, dass du mich an die schönsten Orte der Welt führst.


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Wer steckt hinter Sunsets & Summits?

Servus, ich bin Annika. Auf der Suche nach den traumhaftesten Sonnenuntergängen und Gipfeln mit den atemberaubendsten Aussichten reise ich durch die Welt. Besonders angetan haben es mir außergewöhnliche Länder. Über die Abenteuer, die ich in diesen als alleinreisende Frau erlebe, berichte ich euch hier. 

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