Als ein nur 800 Meter hoher Berg alles von mir abverlangte: Wanderung auf den Mount Santubong

 

„Ich kann nicht glauben, dass ich das hier auf nüchternen Magen mache.“ Johann zieht sich am Seil über einen Felsen und flucht. Wir sind heute Morgen so früh gestartet, dass wir nirgendwo Frühstück bekommen haben. Ich wische mir den Schweiß zum gefühlt tausendsten Mal von der Stirn, setze meinen Rucksack ab und biete ihm einen trockenen Keks an. Notgedrungen nimmt er ihn an.

Ein Berg wie ein Monster

Mir wurde vorher schon gesagt, dass es härter ist den Mount Santubong zu besteigen als den Mount Kinabalu. Pfft, hatte ich mir noch gedacht. Wie kann bitte ein 800 Meter hoher Berg anstrengender sein als ein 4000 Meter hoher Berg, der gleichzeitig der höchste des Landes ist? Wie sehr ich hier an meine Grenzen komme, konnte ich mir vorher nicht vorstellen. Bei der Wanderung auf den Mount Santubong kommt mir zum ersten Mal überhaupt auf einer Wanderung mehrfach der Gedanke, aufzugeben. Und diesen Gedanken kenne ich von mir wirklich ganz und gar nicht, wenn es darum geht auf einem Berg zu stehen.

Dieser Weg wird kein leichter sein, dieser Weg ist steinig und schwer!

Nachdem wir bereits gemeinsam den Dschungel von Mulu erkundet haben, ist Johann der perfekte Partner-in-Crime für meine Idee, den Mount Santubong zu erobern. Als ich ihm mein Vorhaben, auf den Mount Santubong wandern zu wollen, unterbreite, ist er sofort Feuer und Flamme.

Wir starten früh morgens aus Kuching mit einem Uber und fahren zum Haupteingang des Mount Santubong Nationalparks. Dort bekommen wir eine Karte zur Orientierung, wobei man sich eigentlich nicht verlaufen kann. Der erste Teil des Wegs verläuft unschwierig auf Pfaden, die sich idyllisch und ohne größeren Höhenunterschied durch den Dschungel schlängeln. Teilweise geht es über Baumstämme und kleine Brücken, die schon bessere Zeiten gesehen haben.

Das ist noch der einfachere Teil des Weges.

Die Herausforderung beim Aufstieg

Der zweite, längere Teil der Mount Santubong Wanderung hat es dann so richtig in sich. Es geht ca. 2 Stunden lang steil nach oben, und das fast ausschließlich über Strickleitern und an Seilen über Felsen, Wurzeln und rutschige Wege. Hinzu kommt die Hitze und hohe Luftfeuchtigkeit.

Obwohl ich gerne alleine wandere, bin ich froh, hier Begleitung zu haben. Zu viele Stellen sind ausgesetzt und ungesichert. Ein falscher Tritt kann hier zu einer kleineren oder auch größeren Katastrophe führen. Die wackeligen Strickleitern führen oft über mehrere Meter hohe Fels-Abschnitte. Hinzu kommt, dass man wirklich viel Flüssigkeit verliert (3 Liter Wasser mitzunehmen sind ein Muss!) und die Wanderung sehr einsam ist.

Es gibt immer wieder Strickleitern zu überwinden. Johann hat noch die Nerven für Faxen, ich eher nicht. 

Gipfelglück

Endlich am Gipfel des Mount Santubong angekommen, völlig erschöpft und mit schweißgetränkten Klamotten, präsentiert sich uns dieser zunächst so wolkenverhangen, dass wir nicht mal etwas sehen können. Eine schillernde Eidechse leistet uns für einen kleinen Moment Gesellschaft, verzieht sich angesichts der grauen Suppe aber schnell wieder im Gebüsch.

Ein bisschen müssen wir noch warten, dann sehen wir unten plötzlich etwas Blaues durch eine erste kleinen Wolkenöffnung schimmern. Nach und nach, als möchten die Wolken es noch etwas spannend machen für uns, reißt der Himmel auf. Das glatte, schimmernde Blau des Meeres trifft auf die zahlreichen Grüntöne des Dschungels und belohnt unsere Augen und unsere Seele für die Strapazen.

Wenn sich die Wolken verziehen hat man einen tollen Blick auf die Landschaft und das Meer.

Während wir die Aussicht mit allen Sinnen genießen, trifft eine Gruppe einheimischer Jungs ein. Sie sind genauso erschöpft aber glücklich wie wir, den Mount Santubong bezwungen zu haben!  Da sie uns ansehen wie verhungert wir sind, teilen sie prompt ihr Brot mit uns. Bis auf ein weiteres einheimisches Pärchen was wir beim Abstieg treffen, sind sie die einzigen die wir auf dieser Wanderung den ganzen Tag über treffen.

Geschafft!!

Der Wasserfall im Märchenwald

Dass die Wanderung auf den Mount Santubong am Ende auch noch eines meiner bis heute schönsten Wandererlebnisse bereit hält, weiß ich beim Abstieg noch nicht. Wir machen uns nach unserem Picknick mit den malaysischen Jungs daran, den Berg im Schweiße unseres Angesichts wieder hinunter zu klettern und zu rutschen.

Kurz vor Ende nehmen wir den Abzweig zum Wasserfall, und dieser präsentiert sich uns wie aus einem Märchen. Mitten im Wald, von Bäumen umgeben, durch die die Sonne ihre Strahlen wirft, weit und breit außer uns keine Menschenseele. Zu hören sind nur zwitschernde Vögel und das Rauschen des Wassers. Nach den Strapazen hätte ich mir nichts Schöneres vorstellen könne, als in den kleinen Pool zu springen. Wir können uns gar nicht mehr losreißen und verbringen hier eine halbe Ewigkeit.

Ein Wasserfall wie im Paradies.

Es wird Zeit zu gehen

Als es irgendwann doch Zeit wird aufzubrechen, gehen wir nicht denselben Weg zurück zum Haupteingang, sondern machen vom Wasserfall aus über die Hängebrücke noch den kleinen Rundweg, was die Wanderung hinten raus noch um ca. 1 Stunde verlängert. Von hier aus laufen wir die Straße entlang zum Cultural Village am Damai Beach, von wo aus man mit einem Minibus wieder zurück nach Kuching fahren kann. Das Cultural Village ist mir persönlich zu touristisch und trubelig, sodass ich froh bin, mich stattdessen für das Abenteuer Wanderung auf den Mount Santubong entschieden zu haben. Es war trotz aller Strapazen ein unvergessliches Erlebnis und ich denke noch heute oft daran, wie schön es wäre, wenn am Ende jeder meiner Wanderungen dieser kleine Wasserfall auf mich warten würde.


Ich freue mich, wenn dir mein Artikel gefallen hat und ich dich zum Mount Santubong – Abenteuer inspirieren konnte. Wenn du magst, folge mir auf:

Keine Kommentare
Kommentar hinzufügen

Deine Email wird nie veröffentlicht oder geteilt. Pflichtfelder sind markiert *

Wer steckt hinter Sunsets & Summits?

Servus, ich bin Annika. Auf der Suche nach den traumhaftesten Sonnenuntergängen und Gipfeln mit den atemberaubendsten Aussichten reise ich durch die Welt. Besonders angetan haben es mir außergewöhnliche Länder. Über die Abenteuer, die ich in diesen als alleinreisende Frau erlebe, berichte ich euch hier. 

Über mich...

Folge mir auf

E-Mail Abonnement

Wenn du über neue Beiträge auf Sunsets & Summits benachrichtigt werden möchtest, dann trage dich hier für das e-mail Abo ein. 

Beliebte Artikel