2 Tage Dschungeltrekking in Chiang Mai

 

Ich schlage die Augen auf. Es ist stockfinstere Nacht. Mist! Ich taste nach meiner Uhr. Noch 3 Stunden bis Sonnenaufgang.  Das Problem ist, ich muss mal. Und da ich in dieser Nacht schon zum dritten Mal aufwache, wird es langsam auch ziemlich dringend. Aber das Plumpsklo ist draußen und mich bringen hier heute Nacht keine zehn Pferde raus. Ich habe zu viel Angst.

18 Stunden vorher

Von meinem Guesthouse in Chiang Mai werde ich abgeholt um gemeinsam mit einem deutschen Pärchen und einem Guide 2 Tage lang durch den Dschungel im Norden Thailands zu trekken. Wir fahren zunächst zu einem lokalen Markt, wo unser Guide einige Vorräte für unser Abendessen einkauft. Meine Mitreisenden Sandra und Johannes erzählen mir von ihren Saumägen und bestellen sich an einem der Stände eine undefinierbare Suppe. Ich schaue neidisch zu. Mein Magen ist sowieso schon angeschlagen, sodass ich mir diesen Genuss im Hinblick auf 2 Tage im Dschungel lieber nicht erlaube. Mit vollen Einkaufstüten (der Guide), vollem Magen (Sandra und Johannes) und voller Erwartungen (ich) steuern wir unseren nächsten Stopp an.

Der Wasserfall im Dschungel.

Es geht zu einem Wasserfall im Wald. Wer möchte kann baden, bei heißen Temperaturen eine willkommene Erfrischung. Es gibt sogar Umkleidekabinen. Mir ist es hier ein bisschen zu touristisch, aber wir bleiben nicht lange. Nach einem weiteren Stopp zum Mittagessen starten wir endlich die Wanderung!

Dicht, dichter, der Dschungel.

Über kleine Pfade laufen wir, immer tiefer hinein in den Dschungel. Mit sattem Grün bewachsene Hügel erstrecken sich links und rechts unseres Wegs. Die Bäume und Büsche drängen sich so dicht aneinander, als wären sie frisch verliebte Liebespaare, die nicht voneinander lassen können. Wir laufen über wackelige Brücken und kommen durch kleine Dörfer wo die Menschen uns neugierig nachschauen. Die einfachen Hütten aus Bambus sind auf Stelzen gebaut. Unter ihnen tummeln sich Hunde, Katzen, Schweine und Hühner.

Mensch und Tier leben in den Dörfern im Dschungel ein einfaches Leben.

Nach einem etwas längeren Anstieg öffnet sich der Blick auf ein Panorama von dicht bewachsenen Bergen. Bergkette hinter Bergkette, zwischen denen vereinzelt Nebenschwaden hindurch ziehen, soweit das Auge blicken kann. Während wir noch die Aussicht genießen wird die Ruhe plötzlich von einem lauten Knattern gestört. Ein Einheimischer mit einem laut röhrenden und ächzenden Motorrad quält sich auf einem kleinen wurzelbewachsenen Pfad den Berg hinauf. Beim Blick in die Berge hatte ich mich gewundert, wo in dieser dichten Vegetation wohl Dörfer zu finden sind. Dass es jemand schafft, auf den schlammigen Wegen mit einem Motorrad zu fahren, damit hätte ich am wenigsten gerechnet. Der junge Thai ist auf dem Weg in die Stadt und das Motorrad sein ganzer Stolz.

Der Dschungel scheint von hier oben endlos zu sein.

Ankunft im Dorf

Nach einem kurzen Plausch machen wir uns an den Abstieg und somit wieder hinein in das Grün, in dem das Zirpen der Grillen alle anderen Geräusche des Dschungels übertönt. Am frühen Abend erreichen wir das Dorf, in welchem wir die Nacht verbringen werden. Unser Quartier ist ein einfaches Bambus-Haus, in dem Matten mit Moskitonetzen auf dem Boden liegen. Während wir noch dabei sind, es zu beziehen, ruft uns unser Guide nach draußen. Er deutet auf zahlreiche Löcher, die sich rund um das Haus herum im Boden befinden. „Tarantel-Loch!“ ruft er freudestrahlend, und lässt uns zum Beweis einen langen Grashalm hinein stecken. Den krallt sich die Tarantel anscheinend direkt. Denn er lässt sich nur mit großem Widerstand wieder herausziehen.

Hier wohnen nicht nur Menschen, sondern auch jede Menge Taranteln…

Damit sind wir bei dem Grund angekommen, weshalb ich mich in dieser Nacht nicht nach draußen traue. Ich bin meist ziemlich furchtlos (oder tue zumindest so), aber bei dem Gedanken, im Dunkeln über eine Tarantel zu stolpern, hört mein Mut schlagartig auf. Wer weiß wie viele von denen nachts aus ihren Löchern kommen um es sich im Klohäuschen gemütlich zu machen. Ich verfluche jeden einzelnen Schluck Tee den ich abends beim Abendessen und am Lagerfeuer getrunken habe. Ich schließe meine Augen wieder, in der Hoffnung, dass es, wenn ich das nächste Mal aufwache, endlich hell ist.

Die kleinen Hundewelpen sind mir viel lieber als Taranteln…

Tag 2 beginnt

Die Nacht geht vorbei, und nach einem leckeren Frühstück machen wir uns auf den Weg in ein Nachbardorf. Dort sollen wir die Elefanten treffen und unsere Tour mit dem Bambus-Boot starten. Ich bin kritisch bei Aktivitäten, bei denen Tiere in Gefangenschaft involviert sind. Uns wurde mehrfach versichert, dass die Elefanten hier gut behandelt werden. Tatsächlich sind sie bei unserer Ankunft nicht da, sondern noch im Dschungel, wo sie sich nachts frei bewegen dürfen. Ich fand das damals in Ordnung, wir konnten auf den Elefanten reiten, allerdings wurden hier nicht diese Gestelle mit den Sitzbänken verwendet, sondern wir saßen direkt auf dem Rücken.

Tolle Tiere sind die Elefanten, keine Frage.

Am Ende müssen die Elefanten aber doch irgendwie gezähmt werden und ich habe zwischenzeitlich Videos gesehen von Elefanten, deren Willen von Menschen mit Gewalt gebrochen wird. Daher würde ich an so einer Aktivität heute nicht mehr teilnehmen. Die Dschungeltrekks in Chiang Mai werden allerdings fast alle inklusive Elefantenritt oder -bad angeboten.

Unser Guide und Kapitän.

Die Fahrt auf dem Bambus-Boot

Unten am Fluss wird in der Zwischenzeit schon unser Bambus-Boot gebaut. Das sieht aus wie eine wacklige Angelegenheit, ist es auch. Es besteht lediglich aus ein paar aneinander gebundenen Bambusstämmen. Neben dem Guide muss noch jemand rudern, und ich bin froh, dass wir mit Johannes einen starken Mann dabei haben. Es geht teilweise etwas schneller den Fluss hinunter und hier und da muss ordentlich gegengesteuert werden. Ansonsten ist die Fahrt auf dem Fluss super schön. Links und rechts säumt dichter Dschungel das Ufer. Ab und an passieren wir kleine Siedlungen.

Eines der Dörfer am Fluss.

Aus einer von ihnen beschließt ein Hund, dass er ebenfalls Lust auf eine Bootsfahrt hat. Er springt ins Wasser und schwimmt so lange neben unserem Boot her, bis wir Angst haben, er ertrinkt, wenn wir ihn nicht rausziehen. Darauf hat er wohl spekuliert. Wahrscheinlich auch darauf, dass wir unseren Proviant mit ihm teilen und ihm ordentlich Streicheleinheiten verpassen. Dass unser Guide einmal versucht, ihn am Ufer auszusetzen findet er ziemlich uncool. Er rennt so lange bellend am Ufer neben uns her, bis unsere Herzen weich werden. Er darf bis zum Zielort mitfahren. Nach ca. 2,5 Stunden Fahrt auf dem Fluss kommen wir an und haben wieder festen Boden unter den Füßen.

Unser tierischer blinder Passagier.

Fazit

Thailand wird seine Fans wohl immer eher bei den Strand-Liebhabern haben als bei den Bergziegen unter uns. Der Norden Thailands aber bietet eine Vielzahl an Möglichkeiten, durch den Dschungel zu trekken. Hier habe ich persönlich mich auch um einiges wohler gefühlt als auf den trubeligen Inseln im Süden. Es ist weniger touristisch und die Menschen sind entspannter. Ein Dschungeltrekking in Chiang Mai ist daher eine echte Alternative für abenteuerlustige Urlauber in Thailand.


Ich freue mich, wenn dir mein Artikel gefallen hat und ich dich zu einem Dschungeltrekking in Chiang Mai inspirieren konnte. Wenn du magst, folge mir auf:

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Servus, ich bin Annika. Auf der Suche nach den traumhaftesten Sonnenuntergängen und Gipfeln mit den atemberaubendsten Aussichten reise ich durch die Welt. Besonders angetan haben es mir außergewöhnliche Länder. Über die Abenteuer, die ich in diesen als alleinreisende Frau erlebe, berichte ich euch hier. 

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