Südafrika ist wahrscheinlich nicht das aller-sicherste Land der Welt für alleinreisende Frauen, aber einfach viiiiiel zu schön um es zu verpassen. Eine kleine Herausforderung ist der teilweise fehlende öffentliche Nahverkehr, sodass man entweder auf einen Mietwagen angewiesen ist, was alleine als Frau nicht so ganz optimal ist, oder den Backpacker-Bus BazBus nutzen muss. Es gibt außerdem Gegenden, in denen sollte man nach Einbruch der Dunkelheit nicht alleine unterwegs sein, egal ob Mann oder Frau. Aber wer hier seinen gesunden Menschenverstand einsetzt, der wird mit einem Land belohnt, was vor Schönheit nur so trotzt, einer Tierwelt, die unglaublich faszinierend ist und zahlreichen Freundschaften mit super entspannten Einheimischen.
Hinkommen
Von Europa fliegen zahlreiche Airlines nach Südafrika, viele direkt nach Kapstadt und Johannesburg. Wer genug Zeit hat die ganze Strecke zwischen den beiden Städten zu schaffen, für den empfiehlt sich ein Gabelflug. Ich bin über den Landweg von Mosambik nach Südafrika eingereist, mit einem Intercape Bus von Maputo nach Johannesburg.
Rumkommen
Grundsätzlich gibt es drei Möglichkeiten, in Südafrika zu reisen. Ein Auto mieten, die Intercape Busse oder den BazBus. Ich habe sie mittlerweile auf diversen Südafrika-Reisen alle genutzt, alle haben ihre Vor- und Nachteile. Am flexibelsten und komfortabelsten ist man mit Sicherheit mit dem Mietwagen unterwegs. Man bekommt diese oft schon ab 12€ am Tag und auch Benzin ist günstig. Je nach Länge der Reise, kann das dennoch ins Geld gehen, und empfiehlt sich daher eher dann, wenn man sich die Kosten teilen kann. Die größte und sicherste öffentliche Busgesellschaft ist Intercape. Die Busse sind günstig, komfortabel und zuverlässig. Das einzige “Problem” ist, dass die Haltestellen oft an Tankstellen außerhalb der Städte liegen, wo eventuell das Sicherheitsgefühl nicht so hoch ist, außerdem kommen sie an genannten Tankstellen auch gerne mal mitten in der Nacht an. In diesem Fall muss man ein bisschen planen und vorab mit der Unterkunft abklären, ob eine Abholung möglich ist. Bleibt noch, den BazBus zu nutzen. Ein Angebot speziell für Backpacker, die sicherste aller Möglichkeiten, und für mich persönlich war er auf meiner ersten Südafrika die beste Wahl. Er hat auch seine Nachteile, aber gerade wenn man als Frau alleine in Südafrika unterwegs ist, bietet er sich schon deswegen an, dass man quasi von Haustür zu Haustür transportiert wird.
Unterkommen
Ich liebe das Konzept der Backpackers in Südafrika! Nicht nur sind sie fast durchweg super schön, man hat immer die Wahl zwischen Dorm, Zimmer mit oder ohne Bad und Camping. Dadurch findet man überall ein sehr interessantes und gemischtes Publikum. Ich habe in Dorms übernachtet, die zwischen 10 – 12€ / Nacht kosten, teilweise inklusive Frühstück. Kapstadt ist teurer, hier fangen die meisten Dorms bei 20€ / Nacht an. Als alleinreisende Frau in Südafrika findet man hier schnell Anschluss.
Es gibt teilweise Female Dorms, allerdings sind diese immer 1 – 2€ teurer. Das hat jetzt nichts mit dem Thema zu tun, aber mich regt das wahnsinnig auf. Ich buche präferiert Female Dorms weil 1. Männer eher mal (laut) schnarchen und 2. Ich schon zwei blöde Situationen mit Männern in Dorms hatte die dazu geführt haben, dass ich mich ohne mein eigenes Verschulden unwohl gefühlt habe. Wieso muss ich also mehr bezahlen, wenn die Männer das „Problem“ sind? Aber wie gesagt, das nur am Rande.
Sprache
Es gibt insgesamt 11 Amtssprachen in Südafrika, Englisch dominiert und wird überall gesprochen. Wahrscheinlich war das auch einer der Faktoren, warum es mir in Südafrika besonders gut gefallen hat, auch wenn man das bewusst gar nicht wahrnimmt. Aber es macht schon einen Unterschied, wenn man ohne die Sprachbarriere am Leben der Einheimischen teilhaben kann.
Geld
In Südafrika wird mit Rand (ZAR) bezahlt. Durch die schlechte wirtschaftliche Lage steht der Kurs für uns derzeit ziemlich gut, wobei ich dem Land wirklich von Herzen einen Aufschwung wünsche. Insgesamt ist Südafrika einiges günstiger als man es sich vorstellt. Ich finde 10€ / Nacht absolut in Ordnung, für ein sehr gutes Abendessen im Restaurant inkl. Getränk bezahlt man ca. dasselbe. Oft wird in den Backpackers gekocht, dann ist es günstiger. Die Backpackers sind allesamt mit sehr guten Küchen ausgestattet, sodass man auch selbst kochen kann.
In Kapstadt finden sich zahlreiche sehr gute Restaurants, hier ist es etwas teurer aber im Vergleich zu Deutschland immer noch günstiger, das gilt vor allem auch für die äußerst guten Weine. Kreditkarte ist weitgehend überall als Zahlungsmittel akzeptiert und oft sogar präferiert.
Insgesamt habe ich in Südafrika 66€ / Tag ausgegeben, meinen Flug nicht mit einberechnet. Rechne ich die größten Posten (Safari: 513€; BazBus: 287€; Bungy-Jumping: 90€; Fallschirmsprung: 170€) heraus, komme ich auf 38€ / Tag. Dabei habe ich ausschließlich in Dorms übernachtet, aber fast immer im Restaurant oder Backpackers gegessen und mir nur selten selbst etwas gekocht.
Handy
Eine Sim-Karte kann man sich entweder in einem Handy-Shop oder in kleineren Lebensmittel-Läden kaufen. Die Karten sind vor-registriert, beim Kauf wird mittlerweile kein Reisepass mehr benötigt.
Zum Aufladen kaufst du Codes mit entsprechendem Guthaben oder alternativ geht das zu einem kleinen Aufpreis auch ganz einfach online, z.B. auf recharge.com. Internet ist vergleichsweise teuer in Südafrika, 1 GB kostet ca. 13€.
Sicherheit
Als Frau alleine in Südafrika sollte man einige Vorsichtsmaßnahmen beachten. Südafrika hat eine schwierige Geschichte und der Unterschied zwischen arm (meist die Schwarzen) und reich (meist die Weißen) ist riesig. Vor allem in den Großstädten herrscht schreiende Ungerechtigkeit. Dort gelten daher einige Vorsichtsmaßnahmen, wie nach Einbruch der Dunkelheit wenn überhaupt nur in größeren Gruppen zu Fuß unterwegs zu sein oder noch besser ein Uber oder Taxi nehmen.
Es kann so gut wie überall mit Kreditkarte oder kontaktlos mit dem Handy / der Smartwatch bezahlt werden, also am besten nicht allzu viel Bargeld dabei haben oder dieses am Körper verstecken. Dasselbe gilt für das Handy, wer noch ein älteres zu Hause rumliegen hat besser das mitnehmen, da die äußerst gerne geklaut werden.
Kapstadt ist tagsüber in den meisten Gegenden sicher, auch als Frau alleine. In Johannesburg kann man sich nur schwer auf eigene Faust bewegen. Hier kann einem sonst schon auch am helllichten Tag eine Pistole an den Kopf gehalten werden und man ist alle seine Wertsachen los. In Durban, Oudtshoorn und Stellenbosch muss man ebenfalls eher vorsichtig sein, ich war in all diesen Städten nie allein unterwegs.
Ein starker Kontrast zu den mit Mauern und Stacheldraht umzäunten Häusern in den Städten sind die abgeschiedenen ländlichen Gegenden, wo Türen nicht abgeschlossen werden und Autoschlüssel in der Zündung stecken gelassen werden. In den Dörfern geben die Menschen aufeinander und auch auf die Touristen acht. In den Drakensbergen, an der Wild Coast, in Hogsback, Storms River und The Crags konnte ich mich auch alleine als Frau bedenkenlos frei bewegen, selbst bei Dunkelheit.
Wahrnehmung alleinreisender Frauen in Südafrika
In Südafrika habe ich jede Menge alleinreisender Frauen getroffen. Der BazBus ist ein beliebtes und sehr geeignetes Fortbewegungsmittel für Alleinreisende. Im Vergleich zu den konservativ geprägten Ländern die ich bereist habe, wie z.B. Pakistan oder Kirgistan, fand ich es super angenehm, dass sich hier unter den Einheimischen wirklich keine alte Sau dafür interessiert hat, dass ich weder verheiratet bin noch Kinder habe.
Kulturelles
Das Südafrika was ich kennengelernt habe kommt unserer europäischen Kultur dafür, dass es ein afrikanisches Land ist, relativ nahe. Nicht zuletzt, weil hier viele Europäer leben und natürlich durch den niederländischen Einfluss. Ich habe die Südafrikaner als super entspannte, offene, gastfreundliche und hilfsbereite Menschen kennengelernt. In vielen Backpackers sitzt man abends gemeinsam mit den Besitzern und Mitarbeitern am Feuer. Das Essen ist immer frisch gekocht, selbst in Fastfood Restaurants.
Es bricht mir das Herz zu sehen wie groß die Ungerechtigkeit zwischen Schwarz und Weiß ist, und was die Apartheid mit diesem Land gemacht hat. Das Thema ist zu schwer und zu komplex um näher darauf einzugehen, aber ich wünschte einfach nur, dass sich dieser Konflikt irgendwann lösen wird und die Menschen hier wieder in Frieden miteinander leben können. Leider sieht es im Moment nicht danach aus.
Fazit & Rating
Ich hatte keine allzu hohen Erwartungen an Südafrika. Es gab im Vorhinein Stimmen, die sagten, Südafrika wäre ihnen zu europäisch und/oder amerikanisch. Da ich am liebsten in ursprüngliche Länder reise, war ich mir nicht sicher, wie sehr ich Südafrika mögen würde.
Was wurde ich eines Besseren belehrt! Ich habe mich in Südafrika verliebt wie in kein Land bisher, so sehr, dass ich mir sogar vorstellen könnte dort zu leben. Und zwar an jedem Ort, den ich in meinen 5 Wochen dort besucht habe. Die Landschaft ist einfach nur großartig und bietet alles, was man als naturverbundener abenteuerlustiger Mensch sucht. Die Küste ist genauso atemberaubend schön wie die grandiosen Berglandschaften.
Es war ganz einfach Freundschaften zu schließen, sowohl mit anderen Reisenden als auch mit Einheimischen. Die einzige Einschränkung ist leider die, dass man nach Einbruch der Dunkelheit, und an manchen Orten auch tagsüber nicht allein unterwegs sein sollte. Daher ziehe ich in meinem Rating einen Punkt ab. Ansonsten ist Südafrika als alleinreisende Frau problemlos zu bereisen, es gibt gerade im BazBus sehr viele Frauen, die alleine unterwegs sind.
Rating: 9/10 Punkten
*Mein Rating bezieht sich darauf, wie geeignet ich ein Land für alleinreisende Frauen halte. Je niedriger das Rating, desto mehr Erfahrung sollte man als alleinreisende Backpackerin mitbringen. Ein niedriges Rating sagt nichts über die Schönheit des betreffenden Landes und seiner Menschen aus.
Ich freue mich, wenn dir mein Artikel gefallen hat und ich dich zu einer Solo Reise durch Südafrika inspirieren konnte. Wenn du magst, folge mir auf: