Als Digitalnomade in Kapstadt – umfangreicher Guide mit Infos, Tipps & Aktivitäten

 

“Was machen die Kapstädter denn so in ihrer Freizeit?” “Nichts besonderes. Wir chillen am Strand oder gehen eine Runde Wandern.” Mein einheimischer Bekannter sieht meinen Blick und lacht. “Ich glaube ich muss mal eine zeitlang woanders leben, für mich ist das einfach so selbstverständlich.” 

Es ist das “nichts besondere”, was Kapstadt ausmacht. Die Lebensqualität hier ist immens. Nach getaner Arbeit wartet das Meer, der Spaziergang an der Strandpromenade oder zahllose Wander-Möglichkeiten am Tafelberg. Es gibt ausgezeichnete Restaurants, hippe Cafés und traditionelle sowie moderne Shopping-Möglichkeiten in Hülle und Fülle. Gerade im südafrikanischen Sommer sprüht Kapstadt nur so vor Lebensfreude. Das ist ein Umfeld, in dem es sich hervorragend “digital-nomaden” lässt. 

Es gibt zahlreiche Wandermöglichkeiten auf dem Tafelberg, die grandiose Ausblicke auf Kapstadt bieten.

Zeitzone

Wir kommen direkt zum ersten Kriterium, das für digitale Nomaden eine entscheidende Rolle spielt. Der Zeitunterschied liegt im europäischen Winter / südafrikanischen Sommer bei gerade mal einer Stunde, in der anderen Jahreshälfte entfällt er sogar komplett. Optimal also für diejenigen, die während deutschen Bürozeiten für Kollegen oder Kunden erreichbar sein müssen. 

Ohne (signifikanten) Zeitunterschied im südafrikanischen Sommer arbeiten zu können ist absoluter Luxus.

Internet

Kapstadt ist meine erste Station als frisch gebackene Digitalnomadin, und ich stelle fest, dass das vor allem eins bedeutet: die ewige Suche nach dem heiligen Gral, aka stabilem Wlan. War ich vorher als Reisende auf der Suche nach möglichst abgelegenen Orten, bin ich nun auf einen Kompromiss angewiesen – städtisch genug, um stabiles Wlan oder Daten zu empfangen, aber trotzdem so naturnah wie möglich. Kapstadt hat vermeintlich Glasfaser-Netz, und ich hatte bis auf kleinere Aussetzer keine Probleme, meine Videocalls durchzuführen. Trotz allem, in Begeisterungsstürme kann man nicht ausbrechen. Das ist auch der Tatsache geschuldet, dass es hin und wieder Load Shedding gibt, d.h. der Strom für mehrere Stunden abgestellt wird. Dies ist der unsäglichen Korruption geschuldet, die im staatlichen Elektrizitätskonzern, Eskom, vonstatten geht. Unbedingt die Eskom-App herunterladen, in der ein höhnischer Smiley freudestrahlend verkündet, dass aktuell kein Load-Shedding vorhergesagt ist, seine Mundwinkel gehen nach unten, wenn die Lichter aus gehen und wenn man nicht aufpasst auch der nicht vorher aufgeladene Laptop. 

Im Rest des Landes findet man zuverlässiges Internet in jeder größeren Stadt, so habe ich erfolgreich auch von Jeffrey’s Bay, Plettenberg Bay und Swellendam gearbeitet. Je weiter ländlich, desto schlechter wird die Verbindung. 

In Kapstadts zahlreichen Cafes und Restaurants bekommt man überall kostenloses Wlan, außerdem gibt es einige Anbieter, bei denen man sich für eine geringe Gebühr in einen Co-Working-Space einmieten kann. Falls das Wlan doch ausfällt, liefern die Mobilfunk-Anbieter (MTN und Vodacom sind die größten) in allen Städten 4G Datenqualität. SIM-Karten bekommt man überall in kleinen Handy-Shops, sie sind pre-registriert und können über Guthaben oder Online aufgeladen werden. 1 GB kostet ca. 100 ZAR. 

Blick aus einem Airbnb in Simon’s Town, was mit “load shedding proof” digitale Nomaden anlockt, d.h. über einen Generator und Backpup Wlan verfügt. Vom Arbeiten hält daher eigentlich nur die Aussicht ab.

Lebenshaltungskosten

Die südafrikanische Wirtschaft war schon vorher nicht die beste, die Corona-Krise hat das bereits am Boden liegende Land dann noch mit Füßen getreten. Der südafrikanische Rand ist schwach, und trägt dazu bei, dass selbst das teure Kapstadt für Europäer äußerst erschwinglich ist. Umso mehr, wenn man von einem Euro-Gehalt hier lebt. Airbnbs gibt es jede Menge und für jeden Geldbeutel, dasselbe gilt für Hotels und Backpackers. Essen gehen ist im Vergleich zu Deutschland ebenfalls günstig, ein Gericht bekommt man meistens für um die 100 ZAR, selbst in gehobenen Restaurants. Kapstadt ist überhaupt ein Paradies für Gourmets. Es gibt zahlreiche Restaurants, für jeden Geschmack und Geldbeutel ist etwas dabei. Auch als Vegetarier oder Veganer kommt man in Kapstadt voll auf seine Kosten. “Plant-based” ist im Trend, das spiegelt sich in zahlreichen vegetarisch-veganen Restaurants wieder, und selbst Steakhäuser bieten fast alleine mindestens ein veganes Gericht. Die schönsten Supermärkte, ebenfalls mit großer veganer Auswahl, sind Woolworths und der Spar in Sea Point. Die Preise bewegen sich in diesen allerdings auf westlichem Niveau. 

In meinem Lieblingscafe in Green Point, dem Strangers Club, lässt es sich hervorragend schlemmen und arbeiten.

Unterkommen 

In Kapstadt gibt es Unterkünfte für jedes Budget. Wer seine Übernachtungskosten gering halten möchte, findet kostengünstige Backpackers, ansonsten gibt es ein großes Angebot an Wohnungen z.B. auf Airbnb. Sea Point und Green Point sind absolut empfehlenswerte Stadtviertel. Nicht nur finden sich hier tolle Wohnungen mit Meerblick, man kann außerdem fast alles zu Fuß erreichen, und das relativ sicher. Ebenfalls zentral und sicher kann man in Waterkant, Tamberskloef, Oranjezicht, Gardens oder City Bowl wohnen. Wer es nicht ganz so städtisch mag, kommt in den Gemeinden und Städten um Kapstadt herum auf seine Kosten. Auch in Muizenberg, Hout Bay, Blouberg, oder weiter südlich z.B. in Simon’s Town lässt es sich hervorragend leben und arbeiten. Wenn man sich dafür entscheidet, empfiehlt sich ein Mietwagen, oder man muss die eventuell höher anfallenden Uber-Kosten für Ausflüge in die Stadt mit einplanen. 

Aussicht von meinem Airbnb in Sea Point. Hier wohnt man zentral, sicher und mit Sonnenuntergangs-Garantie.

Rumkommen

Uber und Bolt sind die Taxi-Apps der Wahl in Kapstadt, mit denen man preisgünstig für wenige Euro von A nach B kommt. Wer unabhängiger sein möchte, kann sich ungleich teurer ein Auto mieten, die Preise starten bei ca. 12€ / Tag, auch Benzin ist billig. Mein präferierter Überlandbus ist Intercape, der seine Passagiere komfortabel und zu günstigen Preisen von Kapstadt aus ins ganze Land befördert – wenn es auch passieren kann, dass man je nach Ziel mitten in der Nacht an einer einsamen Tankstelle ankommt.

Der Pipe Track Trail zum Sonnenuntergang. Für den Rückweg nach Einbruch der Dunkelheit nimmt man am Besten ein Uber.

Freizeitwert

In und um Kapstadt gibt es unglaublich viel zu erleben. Grandiose Wanderungen auf den Tafelberg und seine “Brüder” Devil’s Peak, Lion’s Head und Signal Hill, starten direkt in der Stadt. Meine Favoriten sind der Pipe Track Trail zum Sonnenuntergang, die Aussicht auf dem Devil’s Peak und die Aufstiege auf den Tafelberg Kasteelsport und India Venster (für Kletter-Begeisterte). Wer gerne Fahrrad fährt, kann sich auf Mountainbike Trails am Tafelberg austoben, alternativ geht es per Rennrad z.B. nach Hout Bay und weiter auf dem Chapmans Peak. Wasser- und Strandratten kommen natürlich ebenfalls an den zahlreichen Stadtstränden (Clifton Beach, Camps Bay) auf ihre Kosten. Im Umkreis von ca. 1 Stunde von Kapstadt gibt es jede Menge weitere Ausflugsmöglichkeiten. Es lohnt sich also, zumindest für einen gewissen Zeitraum oder die Wochenenden, ein Auto zu mieten. Zu den Highlights gehören: 

  • Die Kap Halbinsel: Grandiose Landschaften, nicht enden wollende Strände und Wander- und Fahrrad-Möglichkeiten in Hülle und Fülle.
  • Boulder’s Beach: Mega touristisch, aber die Pinguine sind einfach wahnsinnig süß und die Möglichkeit, sie so hautnah in ihrem natürlichen Umfeld zu erleben sollte man sich nicht entgehen lassen. Auf jeden Fall den Eintritt für den “Beach” bezahlen, und nicht nur auf dem Holzweg oberhalb des Strandes laufen.
  • Hout Bay & Chapman’s Peak: Hout Bay ist auf jeden Fall einen Besuch wert, hier kann man z.B. mit den Cape Fur Seals schnorcheln (sehr kalt, aber wie man sagt: nur die Harten kommen in den Atlantik!) und natürlich muss man mindestens ein Mal “die schönste Küstenstraße der Welt” entlang fahren.
  • Clarence Peak: Nicht ganz so bekannt wie Chapman’s Peak, aber mindestens genauso schön zu fahren und tolle Möglichkeiten, unterwegs zu stoppen und die Ausblicke aufs Meer zu genießen.
  • Weingüter: Wo fange ich an, wo höre ich auf. Wer Wein liebt, liebt Südafrikas Weingüter. Einige von ihnen befinden sich nur eine halbe Stunde von Kapstadt’s Zentrum entfernt in Constantia, und noch viele viele mehr ca. eine Stunde entfernt rund um Stellenbosch. Die Weine sind lecker, die Weinproben günstig, das dazu gereichte Essen schmackhaft. Meine Favoriten sind Babylonstoren, Steenberg, Noble Hill und Stark-Conde Wines.  
  • Richtung Norden die Westküste entlang: auf jeden Fall eine Reise wert sind auch der Blouberg- und der Melkbos-Strand (der Blouberg-Strand mit seinen Kitesurfern ist grandios schön zum Sonnenuntergang), sowie das kleine Städtchen Yzerfontein. 

Kein Kapstadt-Aufenthalt ist komplett ohne die Fahrt auf dem Chapman’s Peak – mit dem Auto oder dem Fahrrad möglich!

Sicherheit

Ich habe mich in Kapstadt immer sicher gefühlt, was allerdings nicht heißen mag, dass es hier so wahnsinnig sicher ist. Eventuell hatte ich auch einfach nur Glück. Vor allem als ich alleine auf dem Tafelberg wandern war, wovon mir im Nachhinein mehr als dringend abgeraten wurde. Ebenfalls unterlassen sollte man, nach Einbruch der Dunkelheit im Stadtgebiet zu Fuß unterwegs zu sein. Ansonsten gilt, auf Wertsachen aufzupassen, im verriegelten Auto zu fahren und dabei keine Handtasche / Wertsachen auf dem Beifahrer- oder Rücksitz liegen zu haben. Unterkünfte sind generell hermetisch abgeriegelt und Kamera-überwacht, was als Europäer etwas befremdlich ist, aber das ist in Südafrika leider die Norm. Die Schere zwischen Arm und Reich ist vor allem in Kapstadt immens, und das gesellschaftliche Zusammenleben der Bevölkerungsgruppen historisch bedingt leider nicht immer unproblematisch. 

Am Signal Hill und Lion’s Head sind meist viele Wanderer unterwegs, sodass man hier auch als Frau alleine wandern gehen kann.

Fazit

Kapstadt ist eine tolle Stadt für Digitale Nomaden. Wer dem europäischen Winter entfliehen möchte, präferiert in der deutschen Zeitzone arbeitet, sport-begeistert und naturverbunden ist, den empfängt eine vibrierende, vielfältige Stadt, die eine traumhafte Work-Life-Balance bietet.

Nach Feierabend zum Strand oder auf den Berg –  so sieht “nichts besonderes” aus!

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Wer steckt hinter Sunsets & Summits?

Servus, ich bin Annika. Auf der Suche nach den traumhaftesten Sonnenuntergängen und Gipfeln mit den atemberaubendsten Aussichten reise ich durch die Welt. Besonders angetan haben es mir außergewöhnliche Länder. Über die Abenteuer, die ich in diesen als alleinreisende Frau erlebe, berichte ich euch hier. 

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