Bubble Tea im Regen – eine Liebeserklärung an Taipeh

 

„Ja klar kannst du hier Schildkröte oder Schlange essen.“ „Echt jetzt?? Esst ihr das??“ „Ähhh nein.“ Meine beiden neuen taiwanesischen Freundinnen verziehen ihre Gesichter. Sie zeigen mir heute Abend gerne die kulinarischen Spezialitäten ihres Landes auf dem Shilin Nachtmarkt, aber sie haben ihre Grenzen. Viel lieber trinken sie Bubble Tea. Ein Getränk, das sich bei uns nie so richtig durchgesetzt hat, ist in Taiwan Nationalgetränk. Man trinkt ihn immer und überall, in den unterschiedlichsten Farben und Geschmacksrichtungen. Jeder kennt den einen Laden, in dem man den besten Bubble Tea in ganz Taipeh bekommt.

Die Taiwanesen lieben ihren Bubble Tea.

 

Warum Taipeh?

Für einen Städtetrip hatte ich am Ende meiner Südostasien-Reise noch Zeit, und ich war auf der Suche nach etwas anderem als den üblichen Verdächtigen. So fiel meine Wahl auf Taipeh, der Underdog der südostasiatischen Hauptstädte. Taiwan liegt (noch) nicht auf dem Radar der meisten Backpacker, bedingt durch seine etwas abgeschiedene Lage als Insel vor China, geographisch zwischen Hongkong und Shanghai gelegen.

 

Mein Lieblingsort in Taipeh: Ximending

Taipeh hat mich direkt in seinen Bann gezogen. Das liegt vor allem am quirligen Stadtteil Ximending. Ich liebe Tokio, und hier fühlt es sich fast so an als wäre man in der japanischen Metropole. Alles ist bunt, verrückt und wuselig. Es gibt zahlreiche kleine Geschäfte in denen Klamotten, Accessoires, elektronische Gadgets und alles was man sonst braucht (oder auch nicht) verkauft werden. Der Platz auf dem man steht, wenn man an der U-Bahn-Station Ximen an die Oberfläche kommt, wird nicht umsonst der Times Square Taipehs genannt. Die Häuser sind über und über mit in allen Farben blinkenden und leuchtenden Leuchtreklamen zugepflastert, die um Aufmerksamkeit wetteifern. Das Bild der bunt plakatierten Straßen wird verziert durch die Regenschirme der Passanten. Denn es regnet oft in Taipeh.

In den Straßen von Xinemding.

Der Times Square von Taipeh.

Taiwanesische Zeugen

Von einem der Regengüsse überrascht, werde ich auf der Suche nach einem Regenschirm in einem Geschäft angesprochen. Zwischen der Masse an Köpfen mit glatten schwarzen Haaren und schwarzen Augen steche ich als Europäerin heraus. Die freundlichen Taiwanesen die mich ansprechen stellen sich als Zeugen Jehovas heraus. Da ich ein Gespräch über Gott erwartete, bin ich reflexhaft erstmal zurückhaltend. Aber ihre Neugier, was ich hier mache, warum ich alleine unterwegs bin und wie mir ihre Stadt gefällt, überwiegt ihrem Interesse, mich zu Gott zu bekehren. Vorurteile sind eben auch dazu da, widerlegt zu werden.

Ein Meer aus chinesischen Schriftzeichen

Dass Taipeh was die Ausrichtung auf internationale Gäste betrifft noch etwas hinterher hinkt zeigt sich darin, dass es kaum englische Schilder und Beschriftungen gibt. Ich fühle mich zwischen all den chinesischen Schriftzeichen ein bisschen wie eine Analphabetin. Trotzdem findet man sich gut zurecht und die Metro ist super easy zu benutzen. Am besten mit der easycard, die man einmal auflädt und die dann für alle öffentlichen Verkehrsmittel gültig ist. Ich bin besonders von den unglaublich sauberen öffentlichen Toiletten, die man in jeder Metrostation findet, beeindruckt.

Taiwans Straßen sind wahrscheinlich auch deshalb so bunt, weil der Himmel oft grau ist.

Sehenswürdigkeiten in Taipeh

Nicht nur auf den Nachtmärkten, auch in den zahllosen Restaurants Taipehs kann man sich tagelang durchschlemmen. Egal wo, es schmeckt einfach immer gut, ist sehr günstig und es ist für jeden Geschmack etwas dabei. Für die zahlreichen Regentage findet man in Taipeh viele Museen. Ich schaue mir das Museum für zeitgenössische Kunst (Museum of Contemporary Arts) an und es ist genauso abgefahren wie Taipeh selbst.

Taiwanesische Kunst.

Ebenfalls ein Muss ist der Ausflug zum Taipei 101 Observatory, der Eintritt ist mit ca. 16€ zwar vergleichsweise teuer aber der Blick auf die Stadt von oben lohnt sich allemal. Vor allem kann man hier sehen, dass die Stadt an ihren Horizonten von einem grünen Band umgeben ist. Das macht Lust darauf, mehr von Taiwan zu erkunden.

 

Blick auf die Metropole.

Wir sind hier in Asien und natürlich gibt es auch hier Tempel. Der größte und bekannteste ist der Longshan Tempel, der 1738 von chinesischen Einwanderern errichtet wurde. Ich habe Glück und werde zufällig Zeugin einer Gebetszeremonie, die ich vor dem Regen geschützt aus einem der Säulengänge beobachten kann.

Why does it always rain on me, denkt sich wahrscheinlich auch der Tempel.

Mein Fazit zu Taipeh

Taipeh ist eine spannende Stadt, die mir in der kurzen Zeit, die mir zur Verfügung stand, sehr gut gefallen hat. Es ist super interessant, sich mit den Einheimischen zu unterhalten, deren schwieriges Verhältnis ihres Lands zu China in einer gespaltenen Identität resultiert. Meine beiden Freundinnen erzählten mir z.B., dass sie bei der Einreise nach China nie wissen, an welchem Schalter sie sich anstellen sollen – der für Bürger chinesischer Nationalität oder der für die ausländischen Reisenden. Sie distanzieren sich von der chinesischen Kultur und das merkt man ihnen an. Diejenigen Taiwanesen, die ich kennengelernt habe, sind gebildete, kultivierte und sehr offene, westlich orientierte Menschen. Da mir leider mein Magen einen Strich durch die Rechnung machte konnte ich nicht ganz so lange bleiben (und nicht ganz so viel essen) wie ich eigentlich wollte, sondern musste etwas früher als geplant abreisen. Taipeh aber hat Lust auf mehr gemacht und sowohl die Stadt selbst als auch das Land sind eine echte Alternative in Südostasien für alle diejenigen, die sich gerne abseits der ausgetretenen Touristenpfade bewegen.

Der Kreativität ist bei der Gestaltung der Häuser in Ximending keine Grenzen gesetzt.

Hinkommen

Von Europa aus kann man z.B. über Bangkok nach Taipeh fliegen. Flüge gibt es teilweise schon ab ca. 450€ aus Deutschland. Wer schon in Südostasien ist, kommt natürlich günstiger hin, je nach Standort ab 100€ (jeweils hin und zurück).

Unterkommen

Taiwan ist generell ein günstiges Reiseland, das gilt allerdings nicht für die Unterkünfte. Für mein AirBnB, ein Zimmer bei einem netten taiwanesischen Ehepaar, habe ich 27€ / Nacht bezahlt.

Sicherheit

In Punkto Sicherheit ist Taipeh absolut top! Es gibt so gut wie gar keine Kriminalität und das merkt man auch. Ich bin im Dunkeln alleine durch die Straßen gelaufen und hatte keinerlei Bedenken was meine Wertsachen betrifft. Eine Taiwanesin erzählte mir von ihrer bevorstehenden Italien-Reise. Sie fragte mich besorgt, ob es in Italien nicht gefährlich sei? Ich beschwichtige sie zwar, aber aus ihrer Sicht kann ich ihre Bedenken verstehen. Denn wenn man Italien mit Taiwan vergleicht, dann ist Italien tatsächlich vergleichsweise gefährlich.


Ich freue mich, wenn dir mein Artikel gefallen hat, und ich dich dazu inspirieren konnte, eines Tages Taipeh zu erkunden. Wenn du magst, folge mir auf:

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