Wenn man nachts aufwacht, weil das Geräusch der Wellen zu laut sind, oder weil die Rufe der Lemuren durch den Wald schallen, dann weiß man, dass man einiges richtig gemacht haben muss. Und das trotz der zahlreichen Berichte, dass es schwer bis unmöglich ist, Madagaskar individuell zu bereisen.
Es ist richtig, es ist nicht das einfachste Unterfangen, als Backpacker alleine durch Madagaskar zu reisen. Aber es ist ein abenteuerliches, ein grandioses dazu, das mit wunderschönen Landschaften, einer außergewöhnlichen Flora und Fauna und äußerst netten Menschen besticht.
Die größte Herausforderung ist der öffentliche Transport, der in Madagaskar durch Minibusse, Taxi Brousse genannt, stattfindet. Sie sind alt, unzuverlässig und hoffnungslos überfüllt. Aus diesem Grund reisen die meisten mit gemietetem Auto und Fahrer durchs Land. Aber die Taxi Brousse bringen die Einheimischen von A nach B, warum also nicht auch Reisende, die sich darauf einlassen und die erforderliche Zeit mitbringen.
Ansonsten ist es nicht nur kein Problem, Madagaskar individuell zu bereisen, sondern auch eine Möglichkeit, das Land und seine Menschen viel intensiver kennenzulernen. In den meisten Taxi Broussen und auf vielen Straßen in den Städten und Dörfern sieht man überhaupt keine Weißen, und das ist schade. Meiner Meinung fehlt viel, was zu Madagaskar gehört, wenn man sich vom Fahrer nur von Hotel zu Hotel und Nationalpark zu Nationalpark fahren lässt.
Wie man alleine und individuell am besten durch Madagaskar backpackt, erfährst du in meinem Guide. Ich war 7 Wochen als alleinreisende Frau in Madagaskar unterwegs und habe mich Hals über Kopf in das Land und seine wilde Schönheit verliebt.
Hinkommen
Air France fliegt von Paris aus, ansonsten kommt man auch mit Ethiopian Airways nach Madagaskar. Vergleichen lohnt sich, denn die Flüge nach Madagaskar sind teuer, erst recht wenn man eine andere Destination als Antananarivo (kurz Tana genannt), z.B. Nosy Be, ansteuern möchte. Mein One-Way-Flug von Wien nach Antananarivo über Addis Abeba kostet im November 2019 ca. 400€.
Am Flughafen angekommen kann man sich direkt mit Bargeld (es gibt 2 Geldautomaten) und einer lokalen SIM-Karte versorgen.
Die Taxifahrer machen einen einigermaßen seriösen Eindruck auf mich. Allerdings wird mir zuerst gesagt, die Fahrt ins Zentrum kostet 55.000 MGA (13€), und als ich dann raus zum Taxi gehe sollten es plötzlich 60.000 MGA sein. Mir wird eine “offizielle” Preisliste unter die Nase gehalten. Es ist meine erste Begegnung des bei madegassischen Taxifahrern beliebten Mittels, überhöhte Preise auf einen Zettel zu schreiben und dann rumzukrakelen, dass das der Beweis für den korrekten Preis wäre. Sollte man nicht akzeptieren, das sind immer Preise speziell für “Vazah” (=madegassisches Wort für Weißer) und oft noch viel weiter vom normalen Preis entfernt als in diesem Fall.
Visum
Man kann entweder vorab ein e-Visum beantragen oder bei Einreise am Flughafen in Antananarivo ein Visa on Arrival (VOA) kaufen. Das läuft bei mir total problemlos, auch ohne Rückflugticket. Für mein 60-Tage Visum bezahle ich 40€, 30 Tage kosten 35€. Ich werde bei der Einreise zwar gefragt, wie lange ich bleibe, aber es ist dann auch kein Problem als ich sagte, dass ich das noch nicht weiß. Im Flugzeug werden Formulare verteilt, die man vorab ausfüllen muss, und vor Betreten des Flughafengebäudes wird Fieber gemessen.
Rumkommen
Madagaskar ist riesig und die Schlaglöcher auf den Straßen auch. Wer sich rein mit öffentlichen Verkehrsmitteln durch das Land bewegen möchte braucht allem voran Zeit. Man darf außerdem Körperkontakt nicht fürchten, benötigt Geduld wenn alle Naselang angehalten wird, muss gutes Sitzfleisch haben, lautstarke Musik-Beschallung ertragen können (oder Noise-Cancelling Kopfhörer dabei haben) und insgesamt über eine hohe Frustrationsgrenze verfügen.
Die Taxi Brousse sind berühmt-berüchtigt und von niemandem geliebt, auch nicht von den Einheimischen. Wo normalerweise drei Menschen in einem Sprinter in einer Reihe sitzen, werden schon mal gerne acht hineingequetscht. Der einzige Vorteil daran ist, dass ein Taxi Brousse niemals “voll” ist – man bekommt immer einen Platz.
Von Nachtfahrten wird abgeraten, und das tue ich auch. Ich habe zwei Reisende getroffen, die in einen Unfall verwickelt waren, weil der Fahrer nachts eingeschlafen ist. Ihr einheimischer Begleiter brach sich die Hand, das Baby einer einheimischen Mitreisenden starb, und man ist dann auf sich alleine gestellt – in Madagaskar kommt kein Krankenwagen oder Polizei. Im Gegenteil, sie mussten auch noch aufpassen, dass in der Dunkelheit nicht ihr Gepäck gestohlen wird.
Die Fahrer und alle am Ticketverkauf Beteiligten haben nur ein Ziel, und zwar westliche Reisende abzuzocken. Dafür sind ihnen alle Mittel recht und keine Lüge zu billig. Also immer vorher die Einheimischen fragen was der korrekte Preis ist (wenn man diesen nicht kennt: die Hälfte des genannten Preises ist akzeptabel) und sich nicht unterkriegen lassen, handeln, diskutieren, notfalls weglaufen – man wird trotzdem mitgenommen. Und vor allem nicht die Story vom einzigen Taxi-Brousse das am gewünschten Tag fährt, glauben. Oder dass es sofort abfahrbereit ist (alle sind grundsätzlich immer erst dann abfahrbereit, wenn sie voll sind). Oder dass es sich um eine tolle Direkt-Verbindung handelt. Oder oder oder… (hier gerne weitere phantasievolle Gründe hinzufügen, die zu überhöhten Preisen für einen unterirdischen Service führen könnten)
Auf einigen Strecken gibt es höherwertige Anbieter wie Cotisse, die die größeren Städte miteinander verbinden und die man online / telefonisch buchen kann. Das sollte man auch rechtzeitig tun, da die Plätze schnell ausverkauft sind. Höherwertig bedeutet in diesem Fall aber auch nur, dass sie einigermaßen pünktlich abfahren und man einen eigenen, fest reservierten Sitzplatz hat, statt diesen mit drei anderen Personen zu teilen.
Hin und wieder ergibt sich die Möglichkeit, mit einem Fahrer zu reisen, ohne ihn speziell zu buchen. Da die meisten Touristen ein Auto mit Fahrer mieten, gibt es immer wieder Fahrer oder Guides, die mit leerem Auto zu bestimmten Destinationen reisen und mit denen man einen guten Deal aushandeln kann. So bin ich z.B. vergleichsweise schnell und komfortabel von Antananarivo nach Ranomafana gereist, sowie von Ifaty nach Antsirabe und habe dafür jeweils 25€ / Tag bezahlt. Dafür muss man ein bisschen in den Hotels rumfragen und zeitlich flexibel sein.
Wer wenig Zeit hat und für gewissen Entfernungen lohnt es sich, einen Inlandsflug wahrzunehmen. Ich wollte mir die mindestens 30 Stunden Taxi Brousse Fahrt von Tana nach Diego Suarez sparen, und habe hierfür bei Tsaradia einen Flug für knapp über 100€ ergattert.
Die meisten Wege führen über Tana, sodass man als Reisender meist nicht umhin kommt, mehr als einmal hier einen Stopp einzulegen. Je nach Reiseplanung macht ein Gabelflug Sinn, ich bin z.B. über Nosy Be wieder ausgereist.
Unterkommen
Hostels gibt es bis auf in Tana, Antsirabe und auf Nosy Be keine. Macht nichts, es gibt überall günstige hübsche kleine Hotels, in denen man oft sogar einen eigenen Bungalow bekommt. An den touristischen Orten gibt es diese in jeder Preisklasse, sollte man irgendwo ein einem Dorf stranden (absichtlich oder unabsichtlich) kann man notfalls auch bei Einheimischen unterkommen. Die Hotels haben alle auch Restaurants und die Zimmer sind mit Moskitonetzen ausgestattet.
Die Zahl der Hotels übersteigt an den meisten Orten in Madagaskar die der Touristen. Gerade in der Nebensaison habe ich daher wenn überhaupt erst einen Tag vorher reserviert, meistens jedoch gar nicht. Lediglich in Ifaty waren einige Hotels ausgebucht, weil hierher viele Gruppen kommen. Meistens übernachtet man als Backpacker in Madagaskar jedoch in Unterkünften anderer Preisklasse als die der Gruppenreisenden und kommt sich da nicht in die Quere.
Sprache
In Madagaskar wird neben der Landessprache Malagasy auch fast überall Französisch gesprochen. Englisch sprechen die meisten Menschen nicht. Ich bin der Meinung, man kommt immer irgendwie durch, ich war z.B. auch in Kirgistan ohne Russisch zu sprechen. Notfalls geht es eben mit Händen und Füßen, oder man sucht sich einen Travel-Buddy, der die Sprache spricht. In Madagaskar sind viele Franzosen unterwegs, daher ist das durchaus eine Option.
Da ich vor meiner Madagaskar-Reise in Frankreich als Reiseleiterin gearbeitet habe, kam ich überall gut durch und es macht natürlich auch Spaß, sich mit den Einheimischen unterhalten zu können. Schaden kann es also nicht, in den Tiefen des Gehirns das Schul-Französisch nochmal raus zu kramen oder sich zumindest ein paar Grundkenntnisse anzueignen. Vor allem die Zahlen für die ständigen Preisverhandlungen lohnen sich.
Geld
Madagaskar ist eines der ärmsten Länder der Welt. Backpacking in Madagaskar kann daher unglaublich günstig sein, vor allem wenn man mit den Taxi Broussen reist und in lokalen Restaurants isst. Ich habe meinem Magen zuliebe auf die Straßenstände und Hotelys, wie die lokalen Restaurants hier heißen, verzichtet. Dennoch, selbst in den auf Touristen ausgerichteten Restaurants und Hotels bezahlt man nur 5 – 7€ inklusive Getränk.
Für meine Unterkünfte, die meistens ein eigener Bungalow waren, habe ich je nach Größe und Komfort zwischen 8 – 25€ pro Nacht bezahlt. Für 8€ bekommt man z.B. einen einfachen Bungalow mit geteiltem Bad, am oberen Ende der Preisrange einen sehr geräumigen Bungalow mit eigenem Bad direkt in erster Reihe am Strand.
Was Madagaskar teuer macht, sind die Ausflüge und Nationalparks. Bei diesen ist immer sowohl eine Eintrittsgebühr, sowie ein Guide obligatorisch. Der Preis für den Guide ist grundsätzlich der Preis für 4 Personen, was es für Alleinreisende nochmal teurer macht. Hinzu kommt, dass es Destinationen gibt, die aufgrund der Straßenverhältnisse nur per Jeep erreichbar sind, der dann auch noch bezahlt werden muss.
Und diese Erlebnisse sind am Ende nun mal die Highlights der Reise, sodass es meiner Meinung nach keinen Sinn macht, darauf zu verzichten, wenn man schon mal hier ist. Ich habe nur zwei Aktivitäten in Madagaskar erlebt, die ich ohne Guide machen durfte, das war die Wanderung der 3 Baies in Diego Suarez und der Lokobe Nationalpark in Nosy Be.
In Madagaskar habe ich insgesamt 49€ pro Tag ausgegeben.
Geldautomaten gibt es nur in den größeren Städten, und selbst da kann es passieren, dass diese kein Geld haben. Es empfiehlt sich daher, im Voraus zu planen, und immer genug Bargeld dabei zu haben. Kreditkarten werden häufig nicht akzeptiert oder nur mit hohen Aufschlägen.
Gesundheit
Bezüglich der notwendigen Impfungen sollte man sich am besten vorher bei einem Tropenmediziner beraten lassen. Ich habe Malaria-Prophylaxe genommen, selbst wenn man gut aufpasst lassen sich Mückenstiche kaum vermeiden. Zumindest als ich im afrikanischen Sommer unterwegs war, war es für lange Kleidung selbst Abends oft schlicht noch zu heiß und die Biester finden auch genau die Stelle, wo man kein Moskitospray aufgesprüht hat.
Apotheken gibt es in den größeren Städten, meiner Erfahrung nach sind diese gut ausgestattet und man bekommt auch Medikamente, z.B. Antibiotika, für die man bei uns ein Rezept bräuchte, für kleines Geld.
Magenverstimmungen sind weit verbreitet unter Madagaskar-Reisenden und treffen fast jeden mindestens ein Mal.
Im Ernstfall empfiehlt sich die Ausreise in ein Krankenhaus nach Südafrika.
Handy & Internet
Telma, Orange und Airtel sind die drei großen Anbieter in Madagaskar. Da es nicht immer überall Wifi gibt, empfiehlt sich der Kauf einer lokalen SIM-Karte. Ich habe Telma genutzt und hatte damit in allen größeren Städten 4G, und in jedem noch so kleinen Dorf zumindest Edge. Für 3GB bezahlt man ca. 12€. Shops gibt es in allen größeren Städten und auch in Antananarivo am Flughafen.
Essen
Das Essen in Madagaskar ist meist einfach, aber gut und die Portionen groß. Die Madegassen lieben Fleisch und Fisch, aber auch als Vegetarier oder Veganer kommt man gut durch. Es gibt auf Wunsch immer Reis oder Nudeln mit Gemüse, ab und an auch Spaghetti mit Tomatensauce oder Pizza. Supermärkte gibt es nur in den größeren Städten. Für Snacks zwischendurch empfehlen sich die zahlreichen Straßenstände mit dem Obst, was gerade Saison hat. In der Region um Morondava konnte ich mir teilweise die Mangos direkt vom Baum holen.
Sicherheit
Bis auf in Antananarivo habe ich mich in Madagaskar immer sicher gefühlt. Die Hauptstadt ist berüchtigt, hier muss man tatsächlich aufpassen, und sollte vor allem Nachts auf keinen Fall alleine draußen unterwegs sein. Wertsachen am besten im Hotel lassen, vor allem Handys werden gerne gestohlen.
An allen anderen Orten Madagaskars habe ich mich auch wenn ich alleine unterwegs war, immer sicher gefühlt und bin z.B. auch nach Einbruch der Dunkelheit noch alleine am Strand spaziert. Wanderungen und Ausflüge darf man sowieso nicht ohne Guide machen.
Männer
Wie die meisten Madegassen, waren auch die Männer fast ausnahmslos freundlich zu mir. Mir wurde ab und an am Strand mal hinterher gepfiffen und ich wurde auch öfter angesprochen, aber nie aufdringlich. Die meisten sind einfach nur interessiert und ich habe viele nette Bekanntschaften gemacht und Unterhaltungen geführt.
So einige madegassische Männer, vor allem die Guides, haben eine Freundin in Europa. Mir wurde von einer Bekanntschaft, einem ebensolchen Guide, mit einer Deutschen verheiratet, erklärt, in Madagaskar wäre das nicht wie in Europa. Man würde es hier mit der Treue nicht so genau nehmen.
Meiner Meinung nach ist mit so etwas ein bisschen aufzupassen. Sobald Madegassen mit einem/einer Vazah befreundet sind, ist es für sie selbstverständlich, dass diese/r dann auch immer und alles bezahlt. Das ist mir selbst so ergangen, als mich einheimische Bekanntschaften gefragt haben, ob ich Lust hätte, Abends mit ihnen Essen zu gehen. Als die Rechnung kam, hatten sie bei weitem nicht genug Geld dabei, um dieses zu bezahlen.
Das gilt auch in den Beziehungen. Hinzu kommt, viele der Madegassen möchten nach Europa, was angesichts der Armut im Land nachvollziehbar ist. Ob es sich am Ende dann tatsächlich um Liebe handelt, oder ein Visum, können wohl nur die Beteiligten selbst sagen.
Ein anderes Thema sind die weißen Männer, denn Sextourismus ist leider Thema in Madagaskar und man sieht das auch. Die ekligen alten Männer, hauptsächlich Franzosen, werden hier VVD (vieux vazah degeulas) genannt, und das sind sie auch. Die Blicke und wie sie über die jungen Frauen reden sind oft weit unter der Gürtellinie, und dass es unter aller Sau ist, die Armut der Menschen auf diese Art und Weise auszunutzen, darüber müssen wir sowieso nicht reden.
Ausrüstung
Ich war im madegassischen Sommer unterwegs, und es kühlte selbst Nachts nur ein winziges bisschen ab. In den Höhenlagen des Landes ist das im Winter wohl anders, sodass wer im europäischen Sommer hierher kommt, gut beraten ist, auch etwas wärmere Kleidung mitzubringen. In Andasibe war mir selbst im Dezember Nachts etwas kalt. Für die Ausflüge mit Übernachtung im Zelt wird alles notwendige gestellt. Ich war dennoch froh über meine Therm-A-Rest, mein treuer Begleiter, da ich Prinzessin auf der Erbse auf hartem Boden einfach nicht schlafen kann. Auch mein Seidenschlafsack kam öfter zum Einsatz, da es nicht immer 100% sauber ist – wenn auch in den Unterkünften in denen ich übernachtet habe viel sauberer, als ich es erwartet hatte. Die Hotels bieten alle Wäscheservice innerhalb eines Tages an, sodass man auch mit leichtem Gepäck reisen kann.
Kulturelles
Wie schon erwähnt, habe ich die Madegassen als äußerst liebenswerte Menschen kennengelernt. Sie sind entspannt, das National-Motto lautet Mora-Mora und bedeutet so viel wie Langsam-Langsam. Gerade wenn man Französisch spricht, kann man viele Freundschaften schließen und super nette Unterhaltungen führen. In den Dörfern wird man oft mit “Bonjour Vazah” begrüßt.
Die vorherrschende Religion ist das Christentum und Sonntags kann man in den Städten viele Menschen herausgeputzt auf dem Weg in die Kirche sehen. Ob man selbst glaubt oder nicht, ist überhaupt kein Thema.
Einen Dresscode gibt es nicht, die Frauen tragen meist schöne bunte Tücher oder Kleider, wobei man auch oft westliche T-Shirts sieht, so habe ich z.B. jemanden mit einem “Edeka – Wir lieben Lebensmittel” Aufdruck gesehen und mich sehr über dieses Stück Heimat gefreut.
Madagaskar ist eines der ärmsten Länder der Welt und die Mehrheit der Menschen lebt von weniger als 2€ am Tag. Das sieht man, und gerade die Armut, die die Kinder betrifft, ist oft herzzerreißend. So wird man von ihnen oft nicht nur nach Bonbons, sondern nach allen möglichen Besitztümern gefragt.
Wahrnehmung alleinreisender Frauen
Dass ich als Frau alleine unterwegs war, ließ die Madegassen völlig unbeeindruckt. Die Frauen hier sind stark und unabhängig, sie gehen arbeiten, schmeißen den Haushalt und tragen die schwersten Lasten auf ihren Köpfen. Man kann sich immer und überall frei bewegen, auch in den öffentlichen Verkehrsmitteln oder Taxis hatte ich überhaupt keine Probleme. Ich wurde in sieben Wochen Backpacking durch Madagaskar kein einziges Mal auch nur irgendwie blöd angemacht oder gar angefasst.
Fazit & Rating
Meine Reise nach Madagaskar kam mir teilweise unwirklich vor. Das Land ist so anders als alles, was ich bisher gesehen habe. Die Natur und die hier lebenden Tiere gibt es teilweise nur auf der Insel und sonst nirgendwo auf der Welt. Es gibt unendlich viele Möglichkeiten, fernab der Zivilisation unterwegs zu sein, und man kann in noch viel abgelegenere Regionen reisen, als ich das getan habe. Es gibt Berge, Canyons, Dschungel, Flüsse, Strände und Inseln und somit alles, was das Abenteuerherz begehrt.
Dennoch, man muss mit einigen Dingen klar kommen, und damit meine ich nicht unbedingt die Taxi Brousse, denn das überlebt man schon. Ich rede allem voran von der Armut, die im Land teilweise bedrückend ist. Hier ist niemand übergewichtig. Im Gegenteil, man sieht viele Kinder mit dünnen Ärmchen und aufgeblähten Bäuchen, wie aus den Fotos von Spendenaufrufen.
Die Menschen leben in einfachsten, wirklich den allereinfachsten Unterkünften, oft in der sengenden Hitze, in der nur ein brauner Fluss die Wasserversorgung gewährleistet. Ich habe Menschen gesehen, die auf oder direkt neben Müllhalden wohnen. Viele Kinder sind gezwungen, am Straßenrand Essen, Kohle, Holz oder Souvenirs zu verkaufen. Das muss man ertragen können, obwohl es teilweise nur schwer erträglich ist. Genauso wie die Sache mit dem Sextourismus und der Anblick der ekligen alten Männer mit den jungen madegassischen Mädchen.
Ich war in keinem Land bisher so oft alleine wie in Madagaskar, auch dessen muss man sich bewusst sein. Bestimmt liegt das unter anderem daran, dass ich in der Nebensaison unterwegs war, aber rührt auch daher, dass das Land einfach riesig groß ist und es keinen “Backpacker Trail” inklusive Hostels wie in vielen anderen Ländern gibt. Im Underground Hostel in Tana habe ich jedes Mal richtig viele Alleinreisende getroffen, auch überraschend viele Frauen. Aber irgendwie hat doch jede(r) ein anderes Ziel und Timing. Ein weiterer Alleinreisenden Hotspot ist das Tamana Hostel auf Nosy Be, aber das wars dann auch schon.
Man muss daher in der Lage sein, gut mit sich selbst klar zu kommen, auch dass man hier und da mal der einzige Gast in einem Hotel ist, sowie sich gut selbst zu organisieren und sich beim Verhandeln mit den Taxi Brousse Fahrern nicht einschüchtern lassen. Dafür sind Französisch-Kenntnisse natürlich extrem hilfreich. Die Unterkünfte sind oft einfach, es gibt nicht immer fließendes Wasser und es fällt auch gerne mal mehrere Stunden der Strom aus.
Aber wen das alles nicht abschreckt, der wird in Madagaskar eine grandiose, wunderschöne, beeindruckende und abenteuerliche Reise erleben.
Mein Rating: 6/10 Punkten*
*Mein Rating bezieht sich darauf, wie geeignet ich ein Land für alleinreisende Frauen halte. Je niedriger das Rating, desto mehr Erfahrung sollte man als alleinreisende Backpackerin mitbringen. Ein niedriges Rating sagt nichts über die Schönheit des betreffenden Landes und seiner Menschen aus.
Ich freue mich, wenn dir mein Artikel gefallen hat und ich dich zu einer Solo Reise nach Madagaskar inspirieren konnte. Wenn du magst, folge mir auf:
Salü, sehr gut geschrieben. Ich habe Madagaskar sicher schon über 10mal bereist. Das erste mal mit einer Velo Gruppenreise. Allein reisen, besonders in Madagaskar ist schon sehr speziell, ich habe das auch mit dem Velo und Zelt gemacht. Vielleicht eine Bemerkung zur Armut, ja die Madagassen leben nicht wie wir in Europa und es gibt Regionen, vor allem im Süden, da ist der Hunger und die Armut bei Kinder oft zu sehen. Mich beeindruckt wie diese Menschen trotzdem mit einer positiven Lebenseinstellung durchs Leben gehen. Diese Fröhlichkeit und das lachen der Kinder steckt an. Der Frust kommt bei mir immer dann wenn ich bei der Rückreise die Menschen am Flughafen in Paris sehe; gestresst, grisgrämmig ……. Veloma
Hi Werner,
ja wurde oft gesagt und habe mir auch selbst oft gedacht, dass Madagaskar eigentlich am besten mit dem Rad zu bereisen ist! Macht auf den Straßen definitiv mehr Spaß als in den Bussen! Auf jeden Fall stecken die fröhlichen Rufe der Kinder an, und man fragt sich ja hinterher sowieso immer, warum die Menschen die hier eigentlich alles haben so griesgrämig sind. Mich hat die Armut der Menschen im Süden wo vielen Kinder entlang der RN7 gebettelt haben sehr betroffen gemacht und ich bin einmal ziemlich offroad an einer Müllhalde vorbei gefahren auf der Menschen gelebt haben und viele Frauen und Kinder Steine geklopft haben. Die Bilder bekomme ich bis heute nicht mehr aus meinem Kopf.
Trotzdem aber ein sehr beeindruckendes Land mit tollen Menschen und natürlich auch Tieren! Liebe Grüße, Annika
Ein sehr schöner Artikel, der informativ, sympathisch und mit viel Emotion geschrieben ist.
Dr. Rainer Hakimi